5 Gründe, warum Sie keine Texte bei Textbroker schreiben lassen wollen

Ich eröffne diesen Blog mit einem kleinen Insider-Bericht zu sogenannten Textprovidern wie Content.de oder Textbroker.

Falls Sie Textbroker nicht kennen: Bei diesem Anbieter von günstigem Content bekommen Sie “hochwertige Texte ab 1,3 Cent/Wort” (Zitat Textbroker.de) zu allen Themenbereichen. Von Produktbeschreibungen zu Tierfutter bis hin zu qualitativen Ratgebern im Finanzbereich. Klingt komisch? Ist es auch. Ein ähnlicher Anbieter ist Content.de. Auch hier können Sie sich für ein paar Euro unique Texte für Webseite, Blog, Newsletter oder die Weihnachtskarte für Ihre Kunden schreiben lassen.

Warum sollten Sie den günstigen Content also nicht einmal ausprobieren? Der Kosten/Nutzen-Faktor scheint außerordentlich gut. Und als Unternehmer interessiert mich doch die Autorenseite nicht, oder doch…?

Hier sind fünf Gründe gegen Billig-Content:

1. Autoren, die für 1,3 Cent/Wort schreiben, können nicht die besten für Ihre Texte sein

Wenn ich als selbstständige Online-Texterin einmal den Aufwand von Recherche, Briefing, Texten, Korrektur und Korrespondenz zusammenrechne, komme ich mit einem Wortpreis von 1,3 Cent vorne und hinten nicht aus. Selbst ohne den Abzug von Steuern. Autoren bei Textbroker sind vielleicht günstig, was sie aber nicht sein können:

  • Experten im Bereich Text und darin ausgebildet
  • spezialisiert auf ein bestimmtes Thema, weil sie im Grunde ‚über alles Schreiben ‘
  • engagiert, mit dem Text einen Mehrwert zu liefern, der über SEO hinausgeht
  • zufrieden mit dem Lohn und der Anerkennung ihrer Arbeit

Und all das schlägt sich leider oft auf die Textqualität nieder.

2. Auf Textbroker erfahren Sie nicht, wer da genau für Sie schreibt

Textbroker verrät seinen Kunden nur, dass alle Autoren regelmäßig überprüft und in eine Qualitätsstufe – angegeben in Sternchen – eingeordnet werden. Toll. Expertise? Erfahrungen? Referenzen?

Wer schreibt eigentlich für Textbroker?

Ja, es ist mir peinlich: Während meiner Studienzeit war ich selbst bei Textbroker tätig und habe über 400 Texte für diverse Kunden geschrieben. Weil ich es einfach nicht besser wusste. Was Qualität für einen Wert hat, wie wertvoll gute Texte für das Web und die direkte Kundenkommunikation sind – oder wie ich selbst passende Auftraggeber finden kann.

Ich möchte keine Autoren bei Textbroker verunglimpfen, Für manche sind solche Content-Agenturen eben der einfachste Weg zu etwas Taschengeld. Textbroker jedoch sollte hier aus Fairness seinen Kunden gegenüber transparent kommunizieren, dass Ihre Text-Dienstleister Laien sind. 

Also: Nach Austausch mit anderen (ehemaligen) Autoren und ein wenig Mühe, die ich mir bei der Recherche gemacht habe, kann ich sagen:

Bei Textbroker.de und Content.de schreiben größtenteils Hobby-Autoren, um sich ein Zubrot zu verdienen: Hausfrauen, Rentner, Studenten, Arbeitslose die diesen Job immer noch angenehmer empfinden, “als Putzen zu gehen”. Das ist natürlich vollkommen in Ordnung – nur sollte man sich als Auftraggeber darüber im Klaren sein. Im besten Falle geraten Sie an ein Naturtalent, im schlechtesten Fall an Content-Schrubber, die den Frust am Preis-Dumping im Text hinrotzen.

Würden Sie zu einem Friseur gehen, der jeden an die Schere lässt, der einen Probeschnitt fürs Team entweder mit gut, sehr gut oder ‘da ist noch Luft nach oben‘ geschafft hat?

Oder einen Hobby-Designer an Ihr Logo, ohne seine Referenzen zu kennen? Sicher auch nicht für fünf Euro. Okay, Haare wachsen nach, aber der Schaden ist erst mal da. Genauso  ist es mit schlechten Texten.

3. Schlechter Content schadet Ihrer Webseite

Schlechter Content ist in Bezug auf SEO und die direkte Kundenansprache fatal. Im besten Falle tut schlechter Content Ihrer Webseite einfach gar nichts. Keine neuen Besucher, keine Bewegung in den SERPS. Ist er jedoch schlecht, bietet keinen Mehrwert für Leser und ist nur auf SEO ausgelegt, inklusive Keyword-Stuffing, wird Google die Seite herabstufen, weil sie als nicht relevant befunden wird.

Echte Leser sind noch anspruchsvoller als der Google-Bot. Wenn der Text nicht nach ein paar Zeilen überzeugen kann, ist der User weg  – Die Absprungrate erhöht sich – und passiert das öfter, stuft Google die Seite zurück.

Eigentlich Grund 3.1: Schlechte Texte verkaufen auch einfach nicht.

Lahmer Content kann niemanden begeistern. Weder zu einem Kauf noch zu einer Registrierung oder einem Kommentar. Begeisterung liest man. Aber erwarten Sie von einem Autor, der fünf Euro für seinen Text bekommt, keine Begeisterung für seinen Job.

Ich erzähle hier jetzt lieber nicht, dass auch renommierte Gesundheitsportale Texte für den medizinischen Fachbereich durch Textbroker schreiben lassen…

Nächster Grund, warum Sie keinen Content bei Textbroker kaufen möchte:

4. Derselbe, aus dem man auch nicht guten Gewissens bei H&M und Primark einkaufen kann

Image. Wie schon gesagt, war ich früher auch als Autor für Textbroker tätig.  Als 4-Sterne Autor habe ich dort 1,3 Cent pro Wort verdient. Zur Veranschaulichung: Bei einem Blogartikel dieser Länge, mit knapp 1.000 Wörtern, sind das um die 13 Euro. Wow. Aufgeteilt auf die zwei Stunden, die ich dafür benötigt habe, entspricht das nicht einmal dem Mindestlohn oder dem Verdienst einer Reinigungskraft. Was verdienen Sie als Angestellter denn so?

Mir als Unternehmer wäre es peinlich, mein Logo als Testimonial auf der Textbroker-Webseite zu sehen. Über die Arbeitsbedingungen bei H&M, Primark und Co. wurde die vergangenen Jahre rege diskutiert, aber was ist mit Lohn-Dumping im Online-Bereich für kreative Arbeiten?

5. Faire Preise für gutes Handwerk – ohne Provision für die Agentur

Textbroker bzw. Content.de greifen als Textagentur bei jedem Auftrag eine Provision ab. Etwas, wovon weder Auftraggeber noch Autor etwas haben. Als Kunden könnten Sie für denselben Preis direkt einen besseren Texter beauftragen. Gut, es fallen die vereinfachte Vermittlung und die Kontrolle seitens Textbroker weg. Aber jeder ordentliche Texter hat Referenzen, die er Ihnen vor Auftragsvergabe liebend gerne  – und stolz – zeigt. Und bei einer längeren Zusammenarbeit wissen Sie dann auch schon vorher, was Sie bekommen.

Was sind Ihre Erfahrungen mit Textbroker und Co.? Schreiben Sie mir gerne einen Kommentar.